Der Wuppertaler Königsweg

Acht Könige sind in Wuppertal auf dem Weg zur Graffiti-Krippe. Auf dem Wuppertaler Königsweg folgen sie dem Stern, der die Geburt des Gottessohnes ankündigt. Sie machen an verschiedenen Stellen in der Stadt Halt. Sie suchen dabei kirchliche und nicht-kirchliche Orte auf und fordern die, die ihnen begegnen auf, herauszufinden, wohin der Weg sie führt.

Seit dem 26. November 2015 sind die Könige, die der Bonner Holzkünstler und Diakon Ralf Knoblauch geschaffen hat, in Wuppertal. Bis zum 6.1.2016 werden sie noch in der Stadt zu Gast sein. Am 6.1.2016, dem Dreikönigstag, kommen sie an der Graffiti-Krippe zusammen, um dem Kind in der Krippe ihre Aufwartung zu machen und die Feste für das kommende Jahr anzukünden.

Die Könige warten auf Sie. Sie können ihnen begegnen und sie suchen. Sie sind da. Mitten in der Stadt. Sie sind auf dem Wuppertaler Königsweg.

Wo die Könige Halt machen

Der Könige auf dem Weg durch Wuppertal von Ost nach West

Der König im Berliner Plätzchen - Vom Licht beschienen

Ich bin im „Berliner Plätzchen“ angekommen.

Die meiste Zeit bin ich hier alleine und „beobachte“ nur die Menschen, die an meinem Fenster vorbei kommen. Aber manchmal kommt auch „Leben in die Bude“, wenn hier
Sprechstunden verschiedenster Art, Gremiensitzungen, kulturelle Veranstaltungen oder vieles mehr stattfinden.
Von hier nehme ich mit:
- dass sich hier eine Gemeinde auf den Weg gemacht hat, neue Ideen zu testen, um den Glauben in der Mitte der Gesellschaft zu verankern
- die Kirche muss sich auf den Weg zu den Menschen machen und darf nicht abwarten, dass die Menschen zu ihr kommen

Man findet mich im Fenster zur Berliner Straße.

Der König im Barmer Rathaus - Mit Demut mächtig

Ich bin im Rathaus angekommen.

Viele Menschen arbeiten hier für die Stadt und ihre Bewohner. Tagtäglich kommen viele Bürger vorbei, um Hilfe und Unterstützung bei den unterschiedlichsten Fragen und Anliegen zu bekommen. Ebenso gibt es hier viele, die sich ehrenamtlich politisch engagieren, um der Stadt ein Gesicht zu geben. Das alles verläuft nicht immer störungsfrei.

Auf meine weitere Reise nehme ich von hier mit: 
- dass man manchmal Dinge etwas „entschleunigen“ muss, damit sie zu einem guten Ergebnis führen können
- die Erkenntnis, dass jeder sein Bestmögliches gibt um nötige Bürokratie „menschlich“ zu machen

Man findet mich im Lichthof des Barmer Rathauses.

Der König in der Schule am Nordpark - Wachsam aufmerksam

Ich bin in der Schule am Nordpark angekommen.

Seit ich hier bin habe ich schon viele verschiedene Menschen kennengelernt, die hier eine große Zeit ihres Tages verbringen, die hier lernen, lehren und arbeiten und Alltag miteinander leben.

Auf meine weitere Reise nehme ich von hier mit:
- dass jeder Mensch ein einmaliges Geschöpf Gottes ist, mit vielen Talenten und Fähigkeiten, die manchmal gar nicht so offensichtlich, aber unglaublich bereichernd sind
- oft kann man im Leben genau dann etwas lernen, wenn man zunächst mal nicht damit gerechnet hätte.

Ich bin viel in der Schule unterwegs. Man findet mich in verschiedenen Klassen oder vor dem Lehrerzimmer in der 1. Etage.

Der König in St. Antonius - Erwählt erhoben

Ich bin in St. Antonius angekommen.

Auch ich bin in einer Kirche, allerdings in einer, die sich in weniger „prominenter“ Lage befindet. Die Menschen, die diese Kirche betreten, tun dies bewusst und nicht, weil sie „zufällig“ vorbei gekommen sind und verweilen dann auch zum Teil sehr
lange hier.

Während der Gottesdienste habe ich hier schon viel erlebt, denn auch fremdsprachliche Gemeinden feiern hier den Glauben - auf ihre ganz eigene Art.

Von hier nehme ich mit:
- dass es viele Wege zu und mit Gott gibt
- dass alle Menschen, die hierher kommen, auf der Suche sind und ihrem Leben eine bestimmte Richtung geben wollen.

Man findet mich im Hauptschiff der Kirche.

Die König bei Juwelier Abeler - Gestanden aufgebrochen

Ich bin im Juweliergeschäft Abeler angekommen.

Hier habe ich wohl eine der schönsten Stationen auf einer weiten Reise gefunden. Denn die Menschen die hierher kommen, sind eigentlich fast immer in einer glücklichen Verfassung; die sich oder anderen, die ihnen wichtig sind, eine kleine oder große Freude machen wollen; die Ringe aussuchen, die für jeden erkennbar, ihren Bund fürs Leben miteinander symbolisieren oder viele andere Situationen mehr.

Auf meine weitere Reise nehme ich mit:
- zwar ist nicht alles Gold was glänzt, aber zumindest hier glänzt alles, was Gold ist
- Menschen möchten ihre Mitmenschen glücklich sehen und manchmal kann sich dieses Glück eben auch in einem Schmuckstück ausdrücken
- bisweilen, wenn mir die Worte fehlen, wenn ich das, was mich bewegt, nicht verbal ausdrücken kann, kann eine kleine Geste dieses „du bist mir wichtig“ gut ausdrücken
- aber: freikaufen kann man sich nicht!

Man findet mich tagsüber an der Trauringbar und abends am Eingang. Dann schaue ich auf die Poststr.

Die Königin im Café Cosa - Mit Würde außergewöhnlich!

Ich bin im Café Cosa angekommen.

Hier habe ich viele Menschen kennengelernt, die es nicht leicht haben im Leben, die sich in schweren Lebenssituationen befinden und oftmals ganz auf sich allein gestellt sind. Hier aber haben sie eine Anlaufstelle und treffen vor allem auf Menschen, die ihnen helfen, wieder eine Perspektive für ihr weiteres Leben zu entwickeln.

An dieser Station meines „Such-Weges“ bin ich sehr demütig geworden. Ich habe festgestellt und hautnah erfahren, mit welchen Problemen manche Menschen täglich zu kämpfen haben, deren Ängste existentiell sind.

Und ich durfte Menschen kennenlernen, die ihre ganze Energie und viel Herzblut investieren, dem Gebot der Nächstenliebe ein Gesicht zu geben. Sehr beeindruckend.

Man findet mich im Café-Raum.

Der König in St. Laurentius - Unscheinbar da!

Ich bin in der Basilika St. Laurentius angekommen.

Eine Vielzahl von Menschen verbringt hier eine kurze oder längere Zeit. Da kommen Glückliche und Dankbare, Verzweifelte und Suchende, Gesunde und Kranke, Betende und Schweigende… und jeder hat HIER seinen Platz.

Von hier nehme ich mit:
- Gott hat für jeden ein offenes Ohr
- jedes, auch jedes noch so kleine oder noch so große, Anliegen hat Platz bei Gott
- oft gehen die Menschen anders aus der Kirche hinaus, als sie hereingekommen sind.

Man findet mich im linken Seitenschiff der Kirche.

Der König im Eiscafé Giannone - Bereit!

Ich bin im Eiscafe angekommen.

Hierher kommen Menschen, die nur auf die Schnelle einen Kaffee trinken wollen; genauso kommen solche, die ihren Familienausflug in dieses Café machen, um in Ruhe ein Eis zu essen und miteinander Zeit zu verbringen und zu sprechen. Alte und Junge kommen und genießen die Aus-Zeit.

Von hier nehme ich ganz unterschiedliche Eindrücke mit, vor allem aber den, dass man das Kind in sich bewahren muss. Wo könnte ich das besser „lernen“ als in einem Eiscafé?!

Man findet mich vor der Eistheke. Dort schaue ich aus dem Fenster auf die Kaiserstr.

Texte: Katharina Nowak
Fotos: Werner Kleine

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