Das Wort zur Woche (24. November 2024 - Christkönigssonntag, Lesejahr B) (Kopie 1)

Dr. Werner Kleine
Dr. Werner Kleine, PR

Mit aufrichtigem Vertrauen

Liebe Leserinnen und Leser,

Hoffnung ist eine fragile, aber aufrechte Haltung. Wer hofft, schaut nach vorne. Wer hofft, krempelt die Ärmel hoch. Wer hofft, wartet nicht einfach auf bessere Zeiten. Der hoffende Mensch arbeitet daran, dass sie besser werden. Zweifelsohne braucht es in jeder Krise Menschen, die die Hoffnung nicht aufgeben. Wer die Hoffnung fahren lässt, hat sich längst aufgegeben. Dann geht es nur noch um das eigene Überleben. Mögen die anderen untergehen, solange die eigene kleine Existenz davon unberührt bleibt, mag geschehen, was will. Die, die die Hoffnung fahren lassen, kämpfen nicht – nicht für andere, nicht für sich, schon gar nicht für eine Welt, in der das nahe Reich Gottes sichtbar wird. Die Hoffnung hingegen ist das Rückgrat, das den Menschen aufrichtet. Hoffnungslose hingegen haben dieses Rückgrat verloren, so dass sie in sich zusammenfallen und die Gefahr, sich selbst im Spiegel begegnen zu müssen gering ist … in sich zusammengesunken schaffen sie es gar nicht mehr, in den Spiegel zu schauen. Deshalb übernimmt die Angst vor numinosen Gefahren. Die Hoffnungslosigkeit schwächt. Wie soll die Welt da besser werden. Wie soll man da dem Bösen entgegentreten?

Die gegenwärtige Zeit ist voll von Konflikten und Krisen, die geeignet sind, alle Hoffnung fahren zu lassen. Es scheinen höllische Zeiten zu sein. Der Krieg in der Ukraine mit dem ständigen Drohen Putins, nukleare Waffen einzusetzen, das durch das bestialische Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023 ausgelöste Grauen in Gaza, die Folgen der Angriffe der Hisbollah und der Gegenwehr Israels für den Libanon, die zahlreichen Kriege auf dem afrikanischen Kontinent, der Konflikt in Aserbaidschan und Armenien, die politischen Krise in Südkorea, die Gefährdung Taiwans, die politischen Wirren in Georgien, die Sorge um den sich beschleunigenden Klimawandel und, und, und … die Endzeit scheint mal wieder nahe zu sein. Viele stecken angesichts der Krisen den Kopf zwar nicht in den Sand, verstecken sich aber gerne unter jenem weichen Kissen der Forderung nach Verhandlungen – als wenn Diktatoren mit sich handeln ließen. Und auch das Klima ist da wenig kompromissbereit. Bei näherem Hinschauen aber wird deutlich, dass solche Haltungen entweder feige oder abgrundtief angstgesteuert, in jedem Fall aber hoffnungslos sind. Wie will man so die Zukunft gewinnen?

Das Volk Israel hat in seiner Geschichte mehr als eine Krise überstanden. Die Krisen waren und sind teilweise katastrophal. Eine solche Krise steht auch im Hintergrund der ersten Lesung vom zweiten Adventssonntag im Lesejahr C. Das wird schon im ersten Vers der Lesung aus dem Buch des Propheten Baruch deutlich:

„Leg ab, Jerusalem, das Kleid deiner Trauer und deines Elends.“ (Bar 5,1a)

Prophetenliteratur ist nahezu ausnahmslos Krisenliteratur. Gute Zeiten brauchen keine Propheten; in schlechten Zeiten zeigen die Propheten Wege in die Zukunft – oft harsch, hart und anklagend, nie aber ohne Hoffnung. Propheten sind Menschen der Hoffnung. Der Zustand der Trauer und des erlebten Elends wird nicht geleugnet. Die Empathie der Propheten aber endet nicht bei der mitleidenden und mitleidigen Klage. Die Empathie der Propheten richtet auf:

„Bekleide dich mit dem Schmuck der Herrlichkeit, die Gott dir für immer verleiht! Leg den Mantel der göttlichen Gerechtigkeit an; setz dir die Krone der Herrlichkeit des Ewigen aufs Haupt! Denn Gott will deinen Glanz dem ganzen Erdkreis unter dem Himmel zeigen. Gott gibt dir für immer den Namen: Friede der Gerechtigkeit und Herrlichkeit der Gottesfurcht. Steh auf, Jerusalem, und steig auf die Höhe! Schau nach Osten und sieh deine Kinder: Vom Untergang der Sonne bis zum Aufgang hat das Wort des Heiligen sie gesammelt. Sie freuen sich, dass Gott an sie gedacht hat. Denn zu Fuß zogen sie fort von dir, weggetrieben von Feinden; Gott aber bringt sie heim zu dir, ehrenvoll getragen wie in einer königlichen Sänfte. Denn Gott hat befohlen: Senken sollen sich alle hohen Berge und die ewigen Hügel und heben sollen sich die Täler zu ebenem Land, sodass Israel unter der Herrlichkeit Gottes sicher dahinziehen kann. Wälder und duftende Bäume aller Art spenden Israel Schatten auf Gottes Geheiß. Denn Gott führt Israel heim in Freude, im Licht seiner Herrlichkeit; Erbarmen und Gerechtigkeit kommen von ihm.“ (Bar 5,1b-9)

Auf einen Vers der Klage folgen acht Verse voller Hoffnung, die aufrichtet und den Blick in eine Zukunft weist, in der die Gerechtigkeit wieder aufgerichtet wird.

Was die prophetische Worte aber auch zeigen ist, dass Hoffnung eine aktive Haltung ist. Es geht nicht darum, auf das Eingreifen Gottes bloß zu warten. Gott will Frieden und Gerechtigkeit für Israel. Israel aber muss selber aufstehen und auf die Höhe stiegen. Gott ebnet und weist den Weg, begehen muss ihn Israel selbst.

Das ist das Wesen der Hoffnung, dass sie nicht wartet, dass irgendjemand anderes die Zukunft gestaltet. Die Hoffnung richtet auf und aktiviert. Wer, wenn nicht jede und jeder einzelne, sind gefordert, die Welt zum Besseren zu verändern. Wenn alle nur auf die anderen warten, wird niemand beginnen.

Lasst also die Hoffnung nicht fahren, sondern steht auf – gerade in diesen Zeiten – und bekleidet euch mit Herrlichkeit, Erbarmen und Gerechtigkeit. Macht die schlaffen Hände stark und fallt dem Bösen in den Arm. Meidet das Böse und suchet das Gute. Es kann getan werden, jetzt – durch Sie und durch mich!

Ich  wünsche Ihnen eine gesegnete Woche.
Glück auf und Frieden über Israel,
Ihr Dr. Werner Kleine, PR
Katholische Citykirche Wuppertal

Alle "Wochenworte" finden Sie in unserem Weblog "Kath 2:30":
"Wort zur Woche" auf Kath 2:30

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