Pater Antonius B. Hogema OSC ist tot - ein persönlicher Nachruf

Pater Antonius B. Hogema OSC (1917-2013) (Foto: Eduard Urssu)

Am Freitagnachmittag, dem 8. März 2013, ist Pater Antonius B. Hogema OSC verstorben. Anstatt hier eine Auflistung der Stationen seines zweifelsohne segensreichen pastoralen Wirkens zu präsentieren, möchte ich - was auf den ersten Blick vielleicht ungewöhnlich erscheint - einen persönlichen Nachruf verfassen. Pater Hogema war nicht nur der Katholischen Citykirche Wuppertal auf eine besondere Weise verbunden, er hat mich auch persönlich geprägt, ist er doch vor 20 Jahren mein erster Pfarrer zuerst als Pastoralssistent, später dann als Pastoralreferent gewesen.

Mehr als alle Daten und Fakten wird das Wesen eines Menschen in erlebten und erzählten Geschichten greifbar. Von Pater Hogema gibt es viele Geschichten zu erzählen - etwa von der ersten Beichte, die er als neu geweihter Priester 1944 während eines deutschen Fliegerangriffs einem britischen Offizizer unter einem Militärjeep liegend abgenommen hat, von seiner Umsiedelung nach Deutschland Ende der 1950er Jahre, die in seiner niederländischen Heimat damals nach dem Krieg nicht jeder verstanden hat und die ihn doch zu einem lebendigen Denkmal der Versöhnung von Deutschen und Niederländern werden ließ oder von seiner Liebe zum Fußball, bei der er bei den großen niederländisch-deutschen Duellen vergaß, für wen er eigentlich sein wollte (ich vermute, er freute sich immer über den Sieger - so wurde er dreimal Welt- und viermal Europameister!).

Drei Geschichten, die mich mit Pater Hogema verbinden, möchte ich besonders hervorheben:
Die erste erzählt von der Zeit, als Pater Hogema mich als Mentor während der Assistenzzeit begleitete. Unerfahren, wie ich war, fragte ich ihn öfter um Rat. Statt aber Antworten zu geben, antwortete er meist: "Du hast ein Gewissen, entscheide selbst! Wenn ich dir antworte, musst du es machen, wie ich es sage! Frage nicht, handle!" Diese optimistische, von Vertrauen selbst in den pastoralen Anfänger geprägte Haltung hat mich bis heute geprägt: Frage nicht, handle! Du hast ein Gewissen! Das ist in einer Zeit, in der viele ängstlich die Frage stellen, ob das auch rechtlich alles gedeckt sei, eine Zumutung - eine Zumutung, die zur Stärkung wurde. Es war aber eine Zumutung, die in seinem, manchmal fast kindlich anmutenden Urvertrauen begründet war. In diesem Vertrauen ist er auch der Welt begegnet.

Von einer solchen Begegnung mit der Welt erzählt auch die zweite Geschichte. Bevor die Katholische Citykirche Wuppertal ihre Arbeit aufgenommen hat, gab es einige Probeläufe, denn der Ansatz, zu den Orten zu gehen, an denen die Menschen leben, war neu und ohne Vorerfahrungen. Es war nicht sicher, ob dieser Ansatz gelingen könnte. Pater Hogema war beim ersten Versuch dabei. Im Kaffeehaus am Laurentiusplatz sollte ein Abend mit den Besuchern dieses Kaffees stattfinden, die nicht unbedingt zur üblichen kirchlichen Klientel gehörten. Im Frühjahr 2004 sollte es vor der Fußball-Europameisterschaft um die Frage gehen "Gibt es einen Fußballgott?". Pater Hogema begleitete mich, gekleidet in sein Ajax Amsterdam-Trikot, und wir standen gemeinsam Rede und Antwort - bis zu dem Punkt, an dem die Frage gestellt wurde, was er eigentlich von Beruf sei. Da erzählte er in der ihm eigenen Art davon, was er als Priester so mache und warum er Priester geworden sei. Man konnte eine Stecknadel im Kaffeehaus fallen hören. Und ich wusste, dass der Weg zu den Menschen gelingen kann, wenn man den Menschen nahe ist.

Die dritte Geschichte habe ich mit Pater Hogema an seinem Todestag erlebt. Ich hatte ihn vormittags noch besucht. Er war lebendig und guter Dinge. Wir tauschten uns darüber aus, was in der Kirche und Welt Wuppertals aktuell war. Vor allem, was in seiner geliebten Laurentiuspfarrei vor sich ging, interessierte ihn, weil er nur noch wenig von dort mit bekam. Sein größter Wunsch sei es, so sagte er, das Osterfest noch einmal in St. Laurentius zu feiern.
Wir unterhielten uns auch über den neuen Papst, der nun gewählt werden würde, und über die Sakramente. Die Sakramante - deswegen war er Priester, durch und durch und bis zuletzt. Die Sakramente seien Zeichen, so sagte er in unserem letzten Gespräch, mit denen der Mensch Gott fühlen könne.

Wenige Stunden später ist er gestorben. Er würde jetzt sagen: Ich bin jetzt beim lieben Gott und winke euch zu. Ich sag es anders: Er kann jetzt Gott unmittelbar fühlen. Ich habe keinen Zweifel, dass er dieses Sakrament der Nähe Gottes im Tod und durch den Tod hindurch empfängt.

Oranje boven,
boven Oranje God!

Dr. Werner Kleine

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Die Katholische Kirche in Wuppertal trauert um Pater Antonius B. Hogema OSC

Am Nachmittag des Freitag, dem 8. März 2013, ist Pater Antonius B. Hogema OSC im Paul-Hanisch-Haus (Stockmannsmühle 23 in Wuppertal-Elberfeld) im Alter von 95 Jahren verstorben.

Pater Hogema wurde am 13. Juni 1917 in Amsterdam (Niederlande) geboren. Nach seinem Schulabschluss trat er in den Kreuzherrenorden ein (Ordo Sanctae Crucis – OSC), nachdem er schon in jungen Jahren den Wunsch hatte, Priester zu werden. Die Ordensprofess legte er am 28. August 1939 in Neeritter (Niederlande) ab. Am 10. August 1944 wurde er in s’Hertogenbosch (Niederlande) zum Priester geweiht und wirkte von 1945-1958 als Stadtjugendseelsorger in Rotterdam (Niederlande). Der 10. August ist der Gedenktag des hl. Laurentius, der sein Leben auf eine besondere Weise prägen sollte. Der hl. Laurentius ist Stadtpatron von Rotterdam und Wuppertal.

Nachdem der frühere Kölner Erzbischof Joseph Kardinal Frings 1953 die Kreuzherren („die Nederlanders“) nach Wuppertal gerufen hatte, übernahm Pater Antonius B. Hogema OSC von 1958-1970 die Leitung des wiederaufgebauten Klosters St. Ursula in der Pfarrei St. Suitbertus in der Südstadt von Wuppertal-Elberfeld. Als Rektor und Prior stand er in dieser Zeit bis zu 15 weiteren Patres vor und leitete außerdem die Pfarrgemeinde St. Suitbertus als Pfarrer.

1970 wurde Pater Hogema Pfarrer von St. Laurentius in Wuppertal-Elberfeld. Er leitete die Gemeinde 24 Jahre bis 1994 (von 1989-1994 zusätzlich die Pfarrei St. Joseph in Wuppertal-Elberfeld und von 1991-1994 St. Marien in Wuppertal-Elberfeld). In dieser Zeit hat er außerdem 12 Jahre lang des damalige Dekanat Elberfeld als Dechant geleitet. Später wurde er zum Ehrendechanten ernannt.
In dieser Zeit entstand nicht nur eine tiefe Freundschaft zum damaligen Wuppertaler Stadtdechanten Norbert Trelle, der später Weihbischof von Köln wurde und jetzt Bischof von Hildesheim ist; er war auch dem jetzigen Erzbischof von Berlin, Rainer Maria Kardinal Woelki, persönlich verbunden. Mit beiden Bischöfen stand er bis zu seinem Tod in regelmäßigem Kontakt.

Im Alter von 77 Jahren übernahm er 1994 schließlich die Aufgabe, die Bewohnerinnen und Bewohner des Paul-Hanisch-Hauses (Caritas-Altenzentrum) als Hausgeistlicher seelsorglich zu betreuen.  Diese Aufgabe hat er bis zu seinem Tod ausgeübt.

Mehr als alle Zahlen und Fakten wird das Wesen eines Menschen in den Geschichten deutlich, die man von ihm erzählt. Viele Wuppertalerinnen und Wuppertaler können Geschichten von Pater Antonius Hogema erzählen. Er war Priester mit Leib und Seele. Zahllose Wuppertalerinnen und Wuppertaler sind von ihm getauft und getraut worden. Sein Herz galt aber vor allem der Kinderpastoral. Die Kinderchristmette in St. Laurentius mit dem stadtweit bekannten Krippenspiel, aber auch die Vorbereitung von Kindern auf die Erstkommunion sind von ihm mit großer Leidenschaft betrieben worden. Von Anbeginn an hat er dabei auch auf die Mitarbeit von Ehrenamtlichen gesetzt, was zur damaligen Zeit visionär war.

Pater Antonius Hogema war eine starke Persönlichkeit, die begeistern konnte. Sein Handeln war von einem grundlegenden Optimismus und starken Vertrauen in die Wirkkraft Gottes geprägt. Er stand im wahrsten Sinn des Wortes hinter dem Evangelium, das er den Menschen als Priester in Wort und Tat, vor allem aber auch durch die Sakramente nahe bringen wollte. Gott spürbar zu machen, war sein Ziel, das er in aller persönlichen Bescheidenheit verfolgte. Bei ihm stand der Mensch immer in der Mitte. Das galt auch für ihn selbst. Er ist als Priester immer auch Mensch geblieben, wie seine Liebe zum Schachspiel, aber auch sein Herz für den Fußball – vor allem für seinen Heimatverein Ajax Amsterdam – zeigen.

Als Kreuzherr war sein pastorales Handeln immer auch missionarisch geprägt. In besonderer Weise war er den mit ihm zum Priester geweihten Ordensbrüdern verbunden, die in der Mission in Zaire (ehemals Republik Kongo) ermordet wurden. Das Gedächtnis an sie hat er lebenslang wach gehalten und als Ansporn für seine eigene pastorale Arbeit verstanden. Er war ein Menschenfischer, der Menschen für Gott gewonnen hat.

Sein größter Wunsch war es kurz vor seinem plötzlichen Tod, noch einmal in „seiner“ Laurentiuskirche das Osterfest zu feiern. Sein Glaube an die Auferstehung vom Tode war unerschütterlich. Die Christinnen und Christen in Wuppertal wissen, dass er jetzt sein ganz persönliches Osterfest feiert.

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Die katholische Pfarrgemeinde St. Laurentius verabschiedet sich am Freitag, dem 15. März 2013 von Pater Antonius B. Hogema OSC. Die Totenwache am aufgebahrten Sarg in St. Laurentius (am Laurentiusplatz in Wuppertal-Elberfeld) wird von 16.00-21.00 Uhr gehalten. Um 19.00 Uhr wird ein Requiem (Totenvesper mit Eucharistiefeier) gefeiert.

Die Beerdigung von Pater Antonius B. Hogema OSC beginnt am Samstag, dem 16. März 2013 um 13.00 Uhr in der Beyenburger Klosterkirche (Beyenburger Freiheit 49 in Wuppertal-Beyenburg) mit einer Eucharistiefeier (sogenannte „Exequien“). Anschließend findet die Beisetzung auf dem Klosterfriedhof neben der Klosterkirche statt.

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Pater Antonius B. Hogema OSC

Pater Antonius B. Hogema OSC (Foto: Eduard Urssu)
Pater Antonius B. Hogema OSC (Foto: Eduard Urssu)
Pater Antonius B. Hogema OSC (Foto: Eduard Urssu)

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