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Ein Jahr Ostberlin
Eine Vater-Sohn-Geschichte

Kontrollstelle am Grenzübergang Helmstedt/Marienborn, wo meine Familie und ich 1974 in die DDR 'rübergemacht haben.
Foto: Øle Schmidt

Erzählt von Øle Schmidt

Ich war drei Jahre alt, als mein Vater einwilligte, mit anderen Kommunisten aus dem Westen die Klassiker des marxistischen Pantheons zu studieren. Geheim. In einer Kaderschmiede der SED, in Ostberlin, 1974. Jetzt reise ich mit meinem Vater in eine scheinbar versunkene Zeit zurück.

Mein Vater arbeitete beim Parteivorstand der Deutschen Kommunistischen Partei. „Die Partei“ war so etwas wie die Westvertretung der SED, ein proletarisches U-Boot im Herzen des dekadenten Kapitalismus. Um meinen Vater zu einem prinzipienfesten Kapitän im Kalten Krieg zu machen, schickten ihn die Genossen zum Studium hinter die Mauer.
Der Verfassungsschutz durfte von der Sache keinen Wind bekommen. Und meine Mutter und ich waren von dem schrägen Ortswechsel nicht wirklich begeistert.

45 Jahre später fahre ich mit meinem Vater wieder in den Osten Berlins, wir suchen nach der Kaderschmiede, blättern in Stasi-Akten und sprechen über sozialistische Kindererziehung. Ich will verstehen, warum mein Vater Kommunist geworden ist.

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