Ausgabe 19, April 2018

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Baubeginn im Sommer 2018?
Die Türkisch Islamische Gemeinde plant ein großes Bürgerzentrum an der Gathe

Vorstandsmitglieder der DiTiB-Elberfeld: Mustafa Temizer und Ersin Özcan.

Text und Foto Eduard Urssu

Die Merkez Camii Moschee an der Gathe ist eine Moschee, mehr nicht. Ein eher schlichtes Minarett, architektonisch ein Modell von der Stange. Ersin Özcan, Vorstandsvorsitzender der Islamischen Religionsgemeinschaft DiTiB NRW, nennt es ein Modell der Fertigbauweise. Er kann es so salopp formulieren, denn schließlich freut er sich schon auf die neue Moschee, die, nicht nur in Sachen Architektur, neue Maßstäbe setzen wird. Die muslimische Gemeinde möchte und muss sich vergrößern, und auf die andere Straßenseite ziehen. Nach fast zehn Jahren der Planung soll Mitte 2018 mit dem Bau begonnen werden. Dafür hat die DiTiB-Elberfeld bereits Grundstücke gekauft. Allerdings zeigte der Verlauf der Planung, dass das Projekt eher auf tönernen Füßen steht.

Die Diskussion um einen Neubau der Moschee hatte vor rund fünf Jahren an Schärfe zugenommen, als der damalige Oberbürgermeister Peter Jung ein abgewandeltes Zitat des ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff verwandt hatte: „Der Islam gehört zu Wuppertal.“ Damit, und mit seiner Forderung, dass in Wuppertal mehr Moscheen entstehen müssen, um den Islam in die Mitte der Gesellschaft zu holen, trat er eine kontroverse Debatte los. Zudem blieb kaum ein Moschee-Bauprojekt der vergangenen Jahre ohne Störgeräusche aus der rechten Ecke. Und auch in Wuppertal formierten sich gleich nach Bekanntwerden der Pläne für eine Moschee-Erweiterung Befürworter und Gegner des Projekts. In der Zwickmühle saßen dabei die Mitglieder der autonomen Szene, die von diesen Plänen direkt betroffen sind. Doch statt mit Aktionen gegen die Erweiterungspläne zu arbeiten, zeigte man sich gesprächsbereit. Mit lautstarker Kritik an den durchaus legitimen Erweiterungsplänen der muslimischen Gemeinde, hielt man sich zurück. Zu groß war und ist wohl die Gefahr, dass damit ungewollt den Rechten in die Karten gespielt wird. Dennoch, die Vorbehalte bei den Autonomen sind da. Denn wenn die Gemeinde weiter wachsen möchte, dann ist das Gebäude in der Markomannenstraße 1 einer der Knackpunkte. Im Zuge einer großen Moschee-Erweiterung müsste das Autonome Zentrum, AZ, umziehen – das birgt ein großes Konfliktpotential. Eine Räumung des AZ ohne ihre Einwilligung, das würde wohl nicht ohne körperliche Auseinandersetzungen gehen, versicherte man aus Kreisen der Autonomen Szene. Eine kaum verdeckte Drohung, die auch in der Stadtverwaltung ankam und ernstgenommen wird. Aber auch falls das Gebäude nicht für den Moscheebau geräumt oder umgebaut werden müsste, stellte sich die Frage, ob die Moschee-Erweiterung und das Autonome Zentrum in direkter Nachbarschaft friedlich koexistieren könnten. Was tun? Seitens der Stadt Wuppertal heißt es, dass Gespräche geführt werden, mit beiden Parteien. Aktuell jedoch, erklärt Pressesprecherin Ulrike Schmidt-Keßler, läge aber noch kein konkreter Vorgang auf dem Tisch. Auch von Bauanträgen seitens der muslimischen Gemeinde wisse man derzeit noch nichts. Erstaunlich konkret drückt sich hingegen Ersin Özcan aus. Seine Gemeinde stehe vor einem großen Schritt: „In 2018 werden wir mit den ersten Arbeiten beginnen.“ Hierzu hat die muslimische Gemeinde in den vergangenen zwei Jahren mehrere Grundstücke erworben. Wenn auch nicht ohne Probleme. So habe man auf die Kaufzusage für das Gelände der ehemaligen Tankstelle, direkt gegenüber der jetzigen Moschee, über dreieinhalb Jahre warten müssen. „Ein Discounter hatte hier noch das Vorkaufsrecht“, erklärt Ersin Özcan. Mittlerweile konnte die Gemeinde aber immerhin rund 3.000 Quadratmeter kaufen, für knapp eine Million Euro. Für die große Moschee-Erweiterung sind weitere 3.000 Quadratmeter notwendig – vorerst inklusive des Autonomen Zentrums.

„Wir warten ab, was mit der Markomannenstraße passiert. Wir würden dieses Grundstück gerne mitentwickeln und aufwerten. Aber das muss die Stadt klären“, sagt Ersin Özcan. Insgesamt plane man mit einem Investitionsvolumen von bis zu 17 Millionen Euro. „Dabei steht der Bau der Moschee aber nicht im Vordergrund. Zuerst entstehen andere Gebäude, die Moschee erst am Ende“, sagt Ersin Özcan, der ein Gesamtkonzept vor Augen hat und zugleich an der bisherigen Stadtentwicklungspolitik harsche Kritik übt: „Wir wollen hier das gesamte Viertel aufwerten. Die Gathe ist das Einfallstor in die Innenstadt. Aber haben Sie mal gezählt, wie viele Spielhallen und Wettbüros es allein auf diesem kurzen Stück rund um die Moschee gibt? Das beeinflusst die Menschen tagtäglich so negativ. Das macht unsere Jugend kaputt. Wir planen daher mehr als nur eine Moschee. Hier soll ein Park mit südländischem Flair entstehen und auch ein Begegnungszentrum für alle Nationen und Religionen, betreutes Wohnen und noch mehr.“ Wie der Gesamtkomplex aussehen soll, das verrät Ersin Özcan noch nicht. Derzeit prüfe die Gemeinde Vorschläge verschiedener Architekten. „Wenn es konkret wird, dann wollen wir auch frühzeitig in die Öffentlichkeit damit“, verspricht Ersin Özcan.

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