Eine byzantinische Ikone in einer katholischen Kirche. Für die orientalischen Christen steht die Konfession an zweiter Stelle, an erster Stelle steht der Wunsch, in der eigenen Sprache Gemeinschaft zu halten und Gottesdienst zu feiern. Dies wird in St. Petrus, Wuppertal-Laaken, in Zukunft möglich sein.
Text Dr. Werner Kleine
Bild Christoph Schönbach
Der Mangel kommunikativer Fähigkei- ten ist die Ursache für die kleinen und großen Konflikte der Menschen. Das gilt für den profanen Alltag ebenso wie für die Suche nach dem Heiligen. Vor allem wenn es um die Frage nach der Wahrheit geht, werden Auseinandersetzungen grundsätzlich; die für das Gelingen von Kommunikation notwendi- ge Offenheit – die Position des Anderen über- haupt wahrnehmen, geschweige denn prinzi- piell verstehen zu wollen – gerät dann oft ins Hintertreffen. Diese Gefahr bedroht von jeher auch die theologischen Auseinandersetzungen des Christentums.
Liebe Leserinnen und Leser,
Sie halten die 17. Ausgabe von logisch! in den Händen – der Zeitung der Katholischen Citykirche Wuppertal. logisch! hat es sich zur Aufgabe gemacht, aus Gesellschaft und Kirche in Wuppertal und der Welt zu berichten. Auch die aktuelle Ausgabe ist wieder nah am Puls der Zeit. Und die Zeiten sind von vielfältigen Diskussionen geprägt.
Im Vordergrund steht schon seit geraumer Zeit die sogenannte Flüchtlingskrise. Menschen, die durch Krieg, Not und Leid aus ihrer Heimat vertrieben wurden, suchen Schutz in einem Land, das für Frieden und Freiheit steht. Dass gerade Wuppertal hier etwas anders macht, ja geradezu zu einem bundesweiten Vorbild avanciert, zeigt der lesenswerte Beitrag unseres neuen Redaktionsmitgliedes Maximilian Euteneuer. Vielleicht liegt die Gelassenheit, mit der Wuppertal auf diese besondere Herausforderung reagiert, auch in der eigenen Geschichte und Erfahrung als „Stadt der Geflohenen“ begründet, die Daniela Ullrich näher betrachtet.
Video Christoph Schönbach, Daniela Ullrich und Maik Grabosch
Gründung einer christlich-arabischen Gemeinde in Wuppertal.
Eine Gesprächsrunde mit Jiryis Arraf, Maher Aboud und Dr. Werner Kleine. Moderiert von Daniela Ullrich, in der Krypta von St. Ludger in Wuppertal-Vohwinkel.
Hauptsächlich syrische und irakische Christen werden in St. Petrus Gottesdienst feiern, sehr zur Freude der bestehenden katholischen Gemeinde. (v.l.n.r. Miachel, Lana, Rekmon, Amjad, Taufeg, Jiryis und Kirchenvorstand Heinz Brack)
Text Dr. Werner Kleine
Bild Christoph Schönbach
Die Fluchtbewegungen aus dem Nahen Osten haben vielfältige Konsequenzen. Unter den Flüchtlingen befinden sich schätzungsweise 20% Christen. Die meisten von ihnen sind mit der römisch-katholischen Kirche uniert oder stehen mit ihr in Kirchengemeinschaft. Sie bringen allerdings eigene Gebetsweisen, Riten und Liturgien mit in die neue Heimat, die sie in eigenen Gottesdiensten weiter feiern möchten.
Glosse Daniela Ullrich
Flucht hat viele Gesichter. Im vergangenen Jahr ist die Flucht von Hunderttausenden Menschen über das Mittelmeer und die Balkanroute nach Europa in den Fokus der medialen Berichterstattung gerückt. Flucht hat viele Ursachen: Den Klimawandel, der Überflutungen, Dürre und Hunger mit sich bringt; vor allem ist es aber die Angst vor kriegerischen Auseinandersetzungen, vor Gewalt und Elend, die Menschen dazu treibt, ihre Heimat zu verlassen – auf der Suche nach einem sicheren Leben.
Wo Rauch ist, ist da auch Feuer?
Text Eduard Urssu
Bild Shutterstock
Welche Faktoren sind für Sicherheit oder das Sicherfühlen verantwortlich? Wie muss ein Leben sein, damit wir es als sicher empfinden? Spätestens seit den Terroranschlägen in Paris, in Istanbul und in Brüssel ist eines klar: Sicherheit ist ein fragiles Ding! Eine konkrete Terrorgefahr besteht in Deutschland zwar nicht, aber ein schaler Geschmack bleibt, wenn weiterhin von mangelnden Absprachen zwischen den europäischen Geheimdiensten die Rede ist. Auch die Vorfälle auf dem Domvorplatz in Köln zu Silvester haben nicht gerade für mehr Vertrauen in die Sicherheitskräfte gesorgt. Und wenn angesichts steigender Einbruchszahlen in NRW ein Einbruchs-Radar als adäquates Mittel zur Vorbeugung angepriesen wird, dann schwindet das Vertrauen in die Staatsmacht zusehends.
Der stellvertretender Leiter der Pressestelle der Polizei im bergischen Städtedreieck, Christian Wirtz, im Gespräch mit Daniela Ullrich.
Interview Daniela Ullrich
Bild Wolf Sondermann
Die Ankunft Hunderttausender Flüchtlinge in Deutschland hat Solidarität und Nächstenliebe ausgelöst, aber auch Rassismus und Angst – Angst etwa vor mehr Kriminalität. Im logisch!-Interview spricht Christian Wirtz, stellvertretender Leiter der Pressestelle der Polizei im bergischen Städtedreieck, über die Vorfälle der Silvesternacht in Köln und die Einbruchszahlen im Tal. Und er verrät, welche Schlagzeile er gerne über die Arbeit seiner Kollegen in der Presse lesen würde.
Text JANINA KUSTERKA
Grafik Christoph Schönbach
Zuerst werden die Schatten länger und länger, dann ist es plötzlich dunkel. Erleuchten in der Stadt zumindest die Lichter von Straßenlaternen und Reklametafeln auch die dunkleren Ecken, leuchten hier höchstens die winzigen Sterne. Der Stumpf der gefällten Eiche ragt zerklüftet in den dunklen Himmel. Die Äste der Sträucher versuchen jeden Vorbeigehenden am Kragen zu packen, und strecken ihre knochigen Finger nach ihnen aus. Sie kratzen an der Jacke, verursachen Gänsehaut. Je weniger die Augen tatsächlich sehen, desto mehr übernehmen die Ohren und das Gehirn. Das, was eben noch wie ein Baum aussah, verändert sich und wird zu einem Mann, einem Mann mit einer Maske. Und der hat eine Axt, ganz sicher. Da knackt es auch schon im Geäst, die Bäume rücken weiter zusammen, versperren die Fluchtwege. Das Herz klopf stark von innen an die Brust, so als wollte es schon vor den Füßen wegrennen, Hauptsache weg von dem Maskenmann mit der Axt. Das Knacken des Waldes wird langsam leiser. Lauter ist jetzt das Rauschen des Blutes in den Ohren, das Klopfen des Herzens, selbst die Schweißtropfen scheinen geräuschvoll von der Stirn auf den feuchten Waldboden zu tropfen. In diesem Moment gibt es zwei Alternativen: Kampf oder Flucht.
Text Tim Neumann
Die Stimmung kippt: Während rechtsextreme Aussagen immer gesellschaftsfähiger werden, brennen bereits Flüchtlingsheime. In der öffentlichen Debatte stehen sich die verschiedenen Meinungen unvereinbar gegenüber. Wohin führt diese Polarisierung des politischen Klimas?
Video Christoph Schönbach
Über die Weimarer Republik und die politische Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland.
Ein Interview mit Michael Okroy. April 2016
Text MAXIMILIAN EUTENEUER
„Deutschland braucht mehr Wuppertal“, schrieb „Die Zeit“ im Oktober vergangenen Jahres. Bundesweit lobten Politik und Medien die vorbildliche Unterbringung und Versorgung der fast 7000 geflüchteten Menschen in der Stadt. Mit der Ankunft immer neuer Flüchtlinge gründeten sich in vielen Stadtteilen bürgerschaftliche Initiativen. Auch Wohlfahrtsverbände, Kirchengemeinden und nicht zuletzt Migranten- und Moscheevereine nahmen schnell den Hilfsbedarf der neuen Nachbarn in den Blick. Hunderte ehrenamtliche Helfer spendeten und verteilten Kleider und Möbel, gaben Deutschunterricht und begleiteten Flüchtlinge im Alltag. Wie steht es heute, ein halbes Jahr später, um die Hilfsbereitschaft der Wuppertaler für Flüchtlingen?
Interview und Bild EDUARD URSSU
Redaktion: Frau Oldenburg, Sie kennen diese beliebten Vorstellungsrunden, in denen man womöglich noch im Kreis sitzt und krampfhaft überlegt, was man von sich preis gibt. Jetzt möchten wir gerne wissen: Was sollten unsere Leser über Sie erfahren?
Andrea Oldenburg: Da ich das in den vergangenen Wochen schon mehrmals machen durfte, fange ich ganz gerne damit an, dass ich mich als Privatperson vorstelle: Andrea Oldenburg, 48 Jahre, Wohnhaft in Haan, verheiratet, zwei Kinder, 9 und 13 Jahre. Und im Zuge des neuen Ehrenamts bin ich selbst ehrenamtlich in meiner Pfarrgemeinde engagiert, aber auch in den Schulen. Ehrenamtskoordinatorin – das ist ein schwerer Begriff, unter dem sich manch einer vorstellt: Oh Gott, hier kommt eine, die uns jetzt koordiniert. Und damit viele nicht gleich weghören, vielleicht sogar Ängste haben, möchte ich sagen, dass ich dem Ehrenamt ein Ohr geben möchte.
Text SEBASTIAN A. SCHULZ
Der Hammer ist gefallen. Die Ratssitzung ist beendet. Für viele Bürger war die Wuppertaler Stadtratssitzung am 7. März eine wichtige Etappe bei der Entwicklung des umstrittenen Seilbahnprojektes. Wie geht es weiter? Wer darf entscheiden? Das Ergebnis ist laut Umfragen für viele ernüchternd, aber nicht unerwartet. Denn anstelle eines Bürgerentscheides zu den Facetten des Projektes bleibt es nun bei einem so genannten Bürgergutachten. Im Klartext: zufällig ausgewählte Bürger werden mit Daten, Gegnern und Befürwortern konfrontiert, um auf dieser Basis bei einem Gutachten mitzuwirken.
Text Dr. Werner Kleine
Seit 2002 wird die Katholische Krankenhausseelsorge Wuppertal mit einem landesweit einmaligen Konzept geführt. Üblicherweise kümmern sich ein Team oder auch nur einzelne Mitarbeiter um je ein einziges Krankenhaus. In Wuppertal hingegen gibt es ein großes Team pastoraler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das die Seelsorge in allen Krankenhäusern und Kliniken in der Stadt Wuppertal betreut. Ein ähnliches Konzept gibt es bundesweit sonst nur noch in Bremen.
Text Dr. Till Magnus Steiner
Als ich Ministrant war, gehörte zu unserem Gewand eine Plakette, die wir in jeder Messe trugen und die auf ihrer Vorderseite die Brotvermehrung zeigte. Einmal im Jahr, an Pfingsten, drehten wir die Plakette um, denn auf der Rückseite war eine Darstellung des Pfingstereignisses zu sehen: die Ausgießung des Heiligen Geistes über die Jünger Jesu. Alttestamentlich betrachtet wäre es eigentlich sinnvoller gewesen, die Darstellung des Pfingstereignisses das ganze Jahr als Vorderseite zu tragen und nur an Pfingsten die Plakette umzudrehen. Denn an Pfingsten feiert man die Weizenernte. Das Christentum feiert nicht das Pfingstfest, sondern was an Pfingsten geschehen ist.
Begrüßung auf Spanisch und in zwei indigenen Sprachen – „Willkommen Papst Franziskus“
Text und Bilder Øle Schmidt
Es war ein starkes Zeichen des Symbolpolitikers Franziskus: Bei seinem Besuch in Mexiko, dem Land mit der zweitgrößten katholischen Bevölkerung, machte der Papst Station in San Cristóbal de Las Casas. So weit, so normal im katholischen Tourneeplan, könnte man meinen. Doch San Cristóbal liegt in Chiapas, dem armen Süden von Mexiko, dem indigenen Mexiko der Ureinwohner. Und das Zweite bedingt das Erste. In Chiapas gilt auch mehr als 500 Jahre nach der Conquista, der grausamen Eroberung Lateinamerikas durch Kolumbus, Cortez und Pizarro: je weniger hell die Haut eines Menschen, desto weniger Teilhabe und Würde hat er zu erwarten, vom Geld ganz zu schweigen. Eine Tragödie für die dunkelhäutigen Indigenas. Damals wie heute.