Ausgabe 13, Dezember 2014

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„Früher konnte ich nicht Nein sagen“
Seit einem Jahr im Amt: Stadtjugendseelsorgerin Patrizia Cippa

Text Eduard Urssu

Im Januar 2014 übernahm Patrizia Cippa die regionale Jugendseelsorge in Wuppertal, Solingen und Remscheid. Die 31-jährige Theologin löste damals Pfarrer Dr. Udo Lehmann ab. Traditionell ist das Amt des Stadtjugendseelsorgers mit einem Priester besetzt. Die Übergabe der Geschäfte an einen „Nicht- Priester“ könnte dem Erzbistum Köln als Experiment ausgelegt werden. Bei näherer Betrachtung allerdings nur beinahe, denn das Risiko war gering, weil Patrizia Cippa bereits seit 2009 in der Katholischen Jugendagentur Wuppertal (KJA) unterwegs ist. Die ihr übertragenen Aufgaben waren also nicht neu für sie: „Im Laufe der letzten Jahre, als sich die Lehrtätigkeit Udo Lehmanns immer deutlicher abzeichnete, habe ich mehr und mehr Projekte übernehmen dürfen. Als der Wechsel kam, da wollte man dann auch keinen fremden Priester an diese Stelle setzen“, sagt Patrizia Cippa. Ein abrupter Wandel in der Arbeitsphilosophie war also nicht zu erwarten. Vielmehr sollte die Jugendarbeit genau so weitergeführt werden. Denn gerade Jugendliche reagieren zuweilen recht sensibel auf Veränderungen. „Es ist eine schwierige Phase, in der wir die Jugendlichen erleben: zwischen Schule und Beruf, zwischen Abi und Studium. Da brechen ohnehin viele Veränderungen über sie hinein, die Interessen verlagern sich“, weiß die Jugendseelsorgerin. Da möchten viele Jugendliche vielleicht einfach nur über ihre diffusen Probleme, Ängste und Sorgen reden. „Das sind sehr viele Gespräche, die ich führe. Auch abends, auch mal bei einem Bierchen. Vielleicht sind viele dieser Gespräche nur möglich, gerade weil ich kein Priester bin“, mutmaßt Patrizia Cippa. Die Terminvereinbarung, und da hat sich die Jugendarbeit den Bedürfnissen ihrer Zielgruppe angepasst, erfolgt meist digital, über Facebook und WhatsApp. „Und die Anfragen kommen oft nach den Bürozeiten“, sagt Patrizia Cippa verschmitzt, „gerne auch nach 22 Uhr. Aber mittlerweile können die Jugendlichen und auch ich akzeptieren, wenn ich dann nicht sofort antworte. Das war früher nicht immer so, da konnte ich oft nicht ‚Nein’ sagen.“ Schnelle und unkomplizierte Kommunikation über soziale Netzwerke ist mittlerweile obligatorisch. Auch wenn die Stadtjugendseelsorgerin die digitalen Möglichkeiten nicht zu hoch hängen möchte, denn „bis vor einem Jahr hatte ich noch nicht einmal einen Facebook-Account. Aber der erste Kontakt kommt oft über diese Kanäle zustande. Und aktuelle Projekte und Aktionen sind schnell gepostet. Das geschieht dann auch mal abends von der Couch aus.“ Ein typischer 8-Stunden-Arbeitsrhythmus sieht anders aus, aber den strebt die Stadtjugendseelsorgerin ohnehin nicht an. Trotzdem muss sie sich selbst immer wieder disziplinieren: „Solange ich es aber schaffe beide Welten, die private und die berufliche, gut zu vernetzen, ist auch alles gut.“ Vernetzung ist auch das Stichwort, wenn es um die großen Herausforderungen der Jugendseelsorge geht. Schließlich gilt es nach Patrizia Cippas Einschätzung, zwei Gruppen von Jugendlichen in die Gemeinden einzubinden. „Auf der einen Seite sind die Jugendlichen, die ohnehin schon stark in der Gemeinde verankert sind und sich geborgen fühlen. Aber dann sind da noch die typischen Firmlinge – und das ist auch gar nicht negativ gemeint. Sie haben nur wenige Berührungspunkte mit der Kirche, finden diese auch weniger cool und gehen uns folglich in dieser Lebensphase verloren“, weiß Patrizia Cippa. Ein Heilmittel dagegen hat die KJA-Mitarbeiterin zwar noch nicht gefunden, geht aber auf ihrer Suche danach gerne auch ungewöhnliche Wege. Dazu gehören Wortgottesdienste in der Kapelle auf Schalke oder „auch Besuche im Wuppertaler Knast. Aber in erster Linie müssen wir mit unserem Glauben auf die Straße, ohne dabei Berührungsängste zu haben. Die Realität ist aber, dass wir nur einige wenige anstecken. Viele bleiben einfach weg.“

Kontakt

Die Katholische Jugendagentur Wuppertal hat ihren Sitz in der Auer Schulstraße 13 und ist im Internet nur einen Klick entfernt: www.kja-wuppertal.de. Trotz digitaler Kanäle wie Facebook, gibt es auch noch ein Telefon mit der Nummer 0202-97852-0.

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