Logo logisch!
Immer schön die Augen offen halten...
Die Wuppertaler Stadtwerke filmen ihre Kunden, ohne dies zu kennzeichnen. Ist das rechtens?

Text Eduard Urssu
Bilder Christoph Schönbach

Sie sehen schick aus, verraten interessierten Passanten die nächsten Anschlussmöglichkeiten und die Uhrzeit sowieso – die Haltestellenautomaten der Wuppertaler Stadtwerke, wie man sie beispielsweise am Wall findet. Das diese Automaten noch viel mehr können, ist einem Wuppertaler bereits im vergangenen Jahr aufgefallen.

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Dr. Werner Kleine
Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

der Mensch neigt zur Vereinfachung komplexer Inhalte. Die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung und Bewertung weicht oft allzu schnell dem Bedürfnis und dem soliden Charme schwarz-weißer Kontraste, die das Leben einfacher machen. Dabei führt noch lange nicht jeder einfache Weg auch zum Ziel.

Auch Kirche und Theologie zeigen den Hang zur Vereinfachung. Aus dem fleischgewordenen Logos wird dann an Weihnachten der holde Knabe mit lockigem Haar. Die Herausforderung der Menschwerdung Gottes wird zum Fest des harmlosen Friedens. Die Auferstehung des Gekreuzigten wird zum Symbol entwertet, weil man sich der Herausforderung des Nachdenkens und Verstehens nicht mehr stellen mag. Denken stört, denn in ihm lauert die Nebenwirkung einer Änderung der Dinge. Und so regiert in vielen Kirchenkreisen die gestaltete Mitte anstelle des theologischen Ringens um Erkenntnis.

logisch! stellt sich dem Hang zur Vereinfachung entgegen. Und so wirft auch diese Ausgabe einen genauen Blick auf die aktuellen Themen aus Kirche und Gesellschaft – etwa auf die Debatte um die geplante Primark-Ansiedelung am Döppersberg. Die Debatte um dieses Projekt wurde bereits auf dem Laurentiusempfang des Katholikenrates Wuppertal im August 2014 angestoßen. Sie fordert letztlich jeden einzelnen zur Überprüfung seines Konsumverhaltens auf; denn Primark ist nicht der einzige Textilhändler, der in den Fokus dieser wichtigen Fragestellung gehört.

Wie sehr Kirche und Theologie aufgefordert sind, sich den modernen Herausforderungen zu stellen, wird exemplarisch an der Jugendarbeit deutlich, die einen weiteren Themenschwerpunkt in der vorliegenden logisch!-Zeitung bildet.

Auch der Umgang mit Daten und der Datenschutz erfordern eine differenzierte Betrachtung. In Wuppertal ist das Thema aktuell, denn die Wuppertaler Stadtwerke haben an ihren Fahrkartenautomaten Kameras angebracht, die nicht nur schützen, sondern potentiell auch überwachen können. „Big Data“ – die Erhebung großer Datenmengen – ist also kein fernes Thema. Ein parallel zu dieser Ausgabe veröffentlichtes Video stellt in diesem Zusammenhang die Frage nach dem Menschenbild, das angesichts der zunehmenden digitalen Überwachung neu formuliert wird. Das Résumé der Antworten fällt überraschend positiv aus.

Noch viele weitere interessante Themen, die den Blick weiten, warten in dieser logisch!-Ausgabe: Daniela Ullrich berichtet über einen Austausch von Mitgliedern Wuppertaler und Istanbuler Fußball-Fanclubs. Der in Jerusalem arbeitende Theologe Till Magnus Steiner beleuchtet die bleibend aktuelle Frage nach dem Umgang mit Fremden aus biblischer Sicht, während der in Mexiko lebende Journalist Øle Schmidt von einem Welthungerhilfe-Projekt in Haiti berichtet.

So wünsche ich Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre dieser und weiterer Themen in dieser logisch!-Ausgabe,

Ihr Dr. Werner Kleine, PR

Menschenbild

Video Christoph Schönbach

Was ist der Mensch in einer digitalen Welt? Diese Fragen haben wir einem Theologen, einem Informatiker und einer Juristin gestellt.

 

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Noch hat es niemand mit dem goldenen Kalb aufgenommen
Der kritisierte Textil-Discounter Primark möchte in den neuen repräsentativen Döppersberg einziehen, so manchem Wuppertaler gefällt das nicht.

Text Lutz Debus

Zwei Fotos. Auf den ersten Blick ähneln sie sich. Große Betonbrocken, Steinplatten und Moniereisen türmen sich zu einem unheimlichen Gebilde. Während aber das eine Foto in diesem Sommer entstand und die Abbrucharbeiten an der Baustelle am Döppersberg illustriert, stammt das andere aus dem vergangenen Jahr. Am 24. April 2013 stürzte in Bangladesch in der Stadt Sabhar eine Textilfabrik ein, und begrub die darin schuftenden Näherinnen und Näher. 1127 Menschen kamen dabei ums Leben. Zwei also gänzlich verschiedene Bilder? Bei näherer Betrachtung drängen sich erschreckende Parallelen auf. Doch was hat die Neugestaltung unseres Stadtzentrums mit den skandalösen Arbeitsbedingungen in Asien zu tun? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Dafür ist ein Blick in die Zukunft nötig.

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Das Internet hat Schuld! Oder?
Was süße Kätzchen mit blutrünstigen IS-Terroristen und demokratieverliebten Hooligans zu tun haben.

Ein Kommentar von Eduard Urssu

Da hat doch jemand unlängst behauptet, das Internet trage Schuld am Niedergang der Unterhaltungsshow „Wetten, dass..?“. Alles Kaffeesatzleserei, dachte ich im ersten Moment. Dass Problem ist nur, je häufiger mir solch bizarre Sachverhalte begegnen, desto mehr freunde ich mich mit entsprechenden Theorien an. Auch mit der Theorie „Das Internet ist Schuld am Scheitern eines antiquierten Unterhaltungskonzeptes“.

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Die dritte Halbzeit gehört der Freiheit
Mitglieder von Fanprojekten aus Wuppertal und Gelsenkirchen haben Fußballfans in Istanbul besucht, logisch!-Autorin Daniela Ullrich war dabei.

Taksim-Platz mit dem Atatürk-Kultur-Zentrum

Text und Bilder Daniela Ullrich

Wie weit sind Menschen bereit, für ihren Glauben zu gehen – sei es für ihren Glauben an Gott, die Freiheit oder auch an den Fußball. In der zweiten Oktoberwoche gibt es Krawalle in Hamburg, zwischen Kurden und Jesiden auf der einen, und Islamisten auf der anderen Seite. Es geht um Kobanê, die syrische Stadt, die seit Wochen von Kurden und der Terrorgruppe Islamischer Staat umkämpft ist. Das Nachbarland Türkei verweigerte lange einen Durchzug weiterer kurdischer Kämpfer über ihr Territorium nach Syrien. Nach Ansicht der Regierung sind die kurdischen Volksschutzeinheiten in Syrien mit der Arbeiterpartei PKK verbunden, die wiederum von der Türkei, aber auch von Europa und den USA als Terrororganisation eingestuft wird. Am 6. Oktober kommt es auf dem Taksim-Platz in Istanbul zu Protesten, vor allem von Kurden. Die Demonstration endet mit einem Tränengaseinsatz der Polizei.

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Manuela Sabozin und Markus Gutfleisch erzählten bei der Vortragsreihe „Das Gespräch“ der Gemeinde St. Joseph von ihren Erfahrungen in der katholischen Kirche.
Katholisch und homosexuell

Text und Bild Tim Neumann

„Ich bin ja kein Verbrecher, sondern nur schwul!“ Markus Gutfleisch findet deutliche Worte, um zu beschreiben, wie er sich manchmal im kirchlichen Umfeld fühlt. Dabei sei er, so sagt er selbst, „durch und durch katholisch geprägt“, schon als jugendlicher Messdiener wollte er Priester werden und begann sein Studium in katholischer Theologie. Doch in dieser Zeit fühlte er sich nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in seiner Gemeinde isoliert: „Ich habe gedacht, ich bin so ein Einzelwesen. Homosexuelle waren in der Kirche kaum sichtbar. Das hat mich unsicher gemacht.“

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Früh morgens in der Bäckerei: Auszubildende Nina Wehmeyer (links) mit Ausbilderin Linda Schmitz.
Ein Stück vom Kuchen
Wuppertaler Projekt macht Mütter für Teilzeitausbildung stark

Text und Bild Jennifer Abels

„Eigentlich sind Mütter die besseren Auszubildenden“, sagt Andrea Stock-Sieger und lacht. Seit acht Monaten, betreut sie für das Projekt MiTa* alleinerziehende Mütter, die eine Ausbildung in Teilzeit machen möchten. Angeboten wird das Projekt vom Sozialdienst katholischer Frauen in Wuppertal und der GESA, in Zusammenarbeit mit dem Wuppertaler Jobcenter.

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Till Magnus Steiner ist katholischer Theologe. Sein Forschungsschwerpunkt liegt in der Exegese des Alten Testamentes. Er lebt und arbeitet zur Zeit in Jerusalem.
„Denn Ihr seid selbst Fremde …“
Flüchtlinge im Angesicht der Bibel

Text Till Magnus Steiner

Sowohl in Europa als auch in Israel ist die Flüchtlingspolitik meist nicht von Gastfreundschaft, sondern von Abschottung geprägt. Daher hat mich ein Satz, den ich vor kurzem gehört habe, sehr berührt: „Eines Tages, wenn der Frieden zurückgekehrt ist, lade ich Euch ein in den Sudan und dort werdet Ihr sehen, wie schön mein Land ist.“ So klingt ein von sudanesischen Flüchtlingen geschriebenes und aufgeführtes Theaterstück aus, das Einblick in ihr Leben in Israel gibt. Der Mann auf der Bühne ist ein sudanesischer Muslim, der vor Krieg und Unterdrückung nach Israel geflohen ist, aus Angst um sein Leben. Er ist einer von mehr als 60.000 Flüchtlingen aus dem Sudan und Eritrea, die seit 2007 nach Israel gekommen sind. Für sie ist Israel nicht das gelobte Land, sondern die Hoffnung auf Überleben, auf ein menschenwürdiges Leben, bis sie wieder in ihre Heimat zurückkehren können. Ihr Status in Israel ist jedoch nicht geklärt. Die Regierung verweigert ihnen die Anerkennung als Flüchtlinge gemäß der Genfer Konvention, und so haben sie keine Perspektive. Die Politik in Israel betrachtet sie als illegale Migranten, und gewährt ihnen kaum Rechte. Bis 2007 war für Flüchtlinge aus Ostafrika der Weg über Libyen die erste Route in die Europäische Union, um dort Asyl zu beantragen. Politische Abkommen von EU und Italien mit Libyen gegen „illegale Migration“ haben diesen Weg geschlossen. Für die vorwiegend christlichen und muslimischen Flüchtlinge aus Ostafrika wurde der jüdischgeprägte Staat Israel so zum Ort der neuen Hoffnung – eine Hoffnung, die sich durch die Bibel gut begründen lässt.

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„Früher konnte ich nicht Nein sagen“
Seit einem Jahr im Amt: Stadtjugendseelsorgerin Patrizia Cippa

Text Eduard Urssu

Im Januar 2014 übernahm Patrizia Cippa die regionale Jugendseelsorge in Wuppertal, Solingen und Remscheid. Die 31-jährige Theologin löste damals Pfarrer Dr. Udo Lehmann ab. Traditionell ist das Amt des Stadtjugendseelsorgers mit einem Priester besetzt. Die Übergabe der Geschäfte an einen „Nicht- Priester“ könnte dem Erzbistum Köln als Experiment ausgelegt werden.

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Jugendarbeit auf Abwegen

Ein Kommentar von Dr. Werner Kleine

Die Jugend ist begehrt. Sie ist in aller Köpfe. Und steht im Mittelpunkt des Interesses. Sie ist die werberelevante Zielgruppe schlechthin. Unternehmen, Parteien, auch die Kirchen lassen es sich etwas kosten, die Jugend zu erreichen; denn die Jugend ist die Zukunft!

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„Scharia-Polizei? Das regt mich wirklich auf!“
Der Generalsekretär der Wuppertaler Moscheen, Samir Bouaissa, im logisch!-Interview

Interview Eduard Urssu

In Wuppertal ist ein großes Zentrum deutscher Salafisten zu finden. Gleichzeitig ist in der Stadt eine Kernzelle rechtspopulistischer und rechtsradikaler Gruppierungen beheimatet. Wuppertal hat die dreckigsten Bahnhöfe Deutschlands. Und Wuppertal ist die grünste Großstadt der Republik. Kurzum: Wuppertal ist ein Ort der Extreme. Was das günstige Verhältnis von Grünflächen zu bebauten Flächen angeht, da können nicht nur die Wuppertaler bedenkenlos zustimmen. Beim Aufbauschen der erstgenannten Aussagen haben die überregionale Presse und die sozialen Netzwerke ihren Anteil gehabt. Denn rein statistisch ist die Zahl radikaler Gruppen in Wuppertal nicht signifikant größer als in anderen Großstädten – wenn man den Berichten des Verfassungsschutzes glauben mag. Warum aber ausgerechnet Wuppertal gerne mit Negativ-Schlagzeilen ins mediale Rampenlicht gezerrt wird, bleibt wohl das Geheimnis der Gag-Schreiber der „Heute Show“ und anderer Medien. Denn es gibt aus der Stadt – konträr zur medialen Effekthascherei – durchaus Positives zu vermelden, und das nicht nur neueren Datums. Bereits seit 1999 gibt es etwa den „Runden Tisch Juden - Christen - Muslime in Wuppertal“, an dem sich Vertreter der jüdischen Kultusgemeinde und des evangelischen Kirchenkreises, des katholischen Stadtdekanats und der großen Moscheegemeinden zu wichtigen Themen von Religion und Gesellschaft austauschen. Zu den Mitgliedern des „Runden Tischs“ gehört auch der Generalsekretär der Wuppertaler Moscheen, Samir Bouaissa. In Zeiten fragwürdiger Aktionen wie der „Scharia-Polizei“ und dem Auftreten rechtspopulistischer Gruppen, schätzt er die Diskussionsrunde als wichtige Instanz der Aufklärung.

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„Dann wäre es zu großen Aufständen gekommen“


Der 36-Jährige Merilien Hyacinthe vor dem Eingang seines neuen Hauses, das mit deutschen Spenden gebaut wurde.

Text und Bilder Øle Schmidt

Joseph Edner und Merilien Hyacinthe leben auf der Karibikinsel Haiti, dem ärmsten Land der westlichen Hemisphäre. Der eine plant den Bau und die Zuweisung von Häusern, der andere wohnt in einem dieser einfachen Häuser, die mit deutschem Geld entstanden. Betroffen von dem verheerenden Erdbeben vor fünf Jahren waren sie: beide. Zu Besuch in Petit-Goâve.

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Akteure ihrer eigenen Entwicklung

Eine Fotoreportage von  Øle Schmidt

Die Welthungerhilfe hat nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti Menschen ohne Obdach mit einfachen Häusern unterstützt – geplant und gebaut von Haitianern. Fotografien aus Petit-Goâve, fünf Jahre nach der Katastrophe, die mehr als 300.000 Menschen das Leben gekostet hat.

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logisch! Zeitung der Katholischen Citykirche Wuppertal